Am 6. Mai 1889 besuchte Armand Peugeot, wie viele Industrielle jener Zeit, die “L’Exposition Universelle” (Weltausstellung) in Paris. Er hatte bereits beschlossen, dass er sich mit den gerade erfundenen Automobilen beschäftigen wollte, aber er hatte noch keine klare Vorstellung von der Art des zu verwendenden Motors.
Tatsächlich hat jede technische Lösung Vor- und Nachteile; jeder Hersteller hebt die Vorteile hervor und minimiert die Grenzen. Armand, der zwei Jahre zuvor mit der Produktion von Hoch- und Fahrrädern begonnen hatte, testete bereits den Prototypen eines Dampffahrzeugs (Peugeot Typ 1) mit der von Léon Serpollet vorgeschlagenen Technologie. Die Grenzen dieser Lösung wurden jedoch bald deutlich: zu viel Zeit zwischen Kesselvorbereitung, Druckerhöhung und Starten des Fahrzeugs. Darüber hinaus erfordern die große Wassermenge und die Größe des Wasserkessels ein zu hohes Gewicht und nehmen Platz für die Passagiere oder den Laderaum ein. Eine Technik ohne Zukunft.
Eine alternative Lösung, die an den Ständen der Weltausstellung zu bewundern war, war der Elektroantrieb. Dieser hat diverse Vorteile: es wird kein Getriebe benötigt und die Fahrzeuge sind leicht zu fahren und geräuscharm. Die wesentlichen Nachteile – das hohe Gewicht der Batterien und die geringe Reichweite – erweisen sich aber bald als unüberwindbare Grenzen, die den Fortschritt dieser Technologie stoppen. Sie wurde jedoch noch einige Jahre lang eingesetzt. So war das erste Automobil, das am 29. April 1899 die 100 Mph (105,882 km/h) Mauer überwinden konnte, elektrisch angetrieben.
Während Armand die Stände der Weltausstellung ansah, traf er Emile Lévassor, der am 12. Februar 1889 einen Vertrag mit Daimler unterzeichnet hatte. Dieser gestattete es ihm, den benzingetriebenen Zweizylindermotor – das damals effizienteste Aggregat – in Lizenz in Frankreich zu bauen. Dazu brauchte Lévassor jedoch Abnehmer. Armand Peugeot beschloss nach Rücksprache mit seinem Techniker, Ingenieur Rogoulot, diesen Vorschlag zu prüfen.
Im November 1889 kam es im Peugeot-Werk Valentigny zu einem Treffen der Herren Armand Peugeot, Emile Lévassor und Gottlieb Daimler: Ein wahrhaft epochales Treffen, denn von den dabei getroffenen Entscheidungen ging die Industriegeschichte des Automobils und die Verbreitung des Benzinmotors aus.
Es dauerte noch etwas mehr als ein Jahr; ab 1891 baute Peugeot 4 Exemplare eines benzingetriebenen vierrädrigen Automobils: den Peugeot Typ 2. Im folgenden Jahr begann mit dem Peugeot Typ 3, einem echten 4-Sitzer, der in 64 Einheiten gebaut wurde, die wirkliche Automobilproduktion von Peugeot.
Das benzingetriebene Auto hatte definitiv gewonnen. In den nächsten Jahren konnte Peugeot diese Technologie, auch dank seiner Aktivitäten im Motorsport, optimieren und dem Markt immer effizientere Fahrzeuge anbieten.
Nur wenige wissen, dass Rudolf Diesel den nach ihm benannten Motor bereits 1893 entworfen hat. Es ist ein “Schwerölmotor”, wie es damals hieß, der sich durch die Kompressionszündung des Gemisches auszeichnet:
Aber man muss bis Anfang der 1920er Jahre warten, bis diese Technologie wieder aufgenommen wird. Peugeot ist einer der wenigen Hersteller, die versuchen, die Dieseltechnologie zu industrialisieren – z.B. im 1922 gebauten Typ 156.
1935 gelang es Peugeot, den Dieselmotor in Serie in einem PKW zu fertigen. Auf Basis des Peugeot Typ 402 wurde eine Taxi-Version mit Dieselmotor vorgestellt, die über 200 Mal produziert wurde, bevor die Wagen wegen zu starker Abgase in Paris nicht mehr fahren durften. Der 2. Weltkrieg blockierte in der Folge die Weiterentwicklung der Dieseltechnik und erst 1959 gab es wieder einen Peugeot-Diesel-PKW: den 403. Dies war der Vorläufer des 607, der als weltweit erstes Fahrzeug serienmäßig das FAP-Abgasreinigungssystem mit Rußfilter, ein innovatives Peugeot-Patent, anbot.
Mit Kriegsausbruch im Jahr 1939/40 wurde Benzin auch in Frankreich zu einer seltenen Ware. Nun wurden alle technischen Möglichkeiten alternativer Brennstoffe wie die Holz- oder Kohlevergasung ausgelotet: ein Trick, der der Notwendigkeit geschuldet war und nicht der technologischen Forschung. Diese Notversorgung verschwindet mit dem Ende des Krieges wieder und die Peugeot mit rauchenden, an der Stoßstange befestigten Generatoren bleiben nur noch auf den zeitgenössischen Fotos erhalten.
Anders der Elektroantrieb, der 1941 von Peugeot ebenfalls wieder aufgegriffen wird, um die kleinen VLVs durch die Straßen Frankreichs fahren zu lassen. Allerdings sind sie der Post und einigen anderen wichtigen Versorgungsbetrieben vorbehalten.
Quelle: Club Storico Peugeot Italia