Einleitung – Autor Michael Kreuz
Leider werden die Nachrichten heute vom Thema Klimawandel und (nicht immer legalen) Aktionen einer kleinen Gruppe selbsternannter radikaler Klimaaktivisten der sogenannten “letzten Generation” dominiert, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, den restlichen, ungleich größeren Bevölkerungsanteil notfalls auch mit Gewalt zu ihren extremen, von vielen seriösen Wissenschaftlern nicht geteilten Auffassungen zu bekehren. Auch von Teilen der Politik und der Medien wird gebetsmühlenartig verbreitet, dass die unbestritten notwendige Reduzierung von Treibhausgasen wie CO² auch im Straßenverkehr nur durch eine einzige Technologie – nämlichen den Elektroantrieb, der schon mehrfach in der Geschichte des Automobils in der Praxis versagt hat – zu erreichen ist.
Hier wird wissentlich und gewollt eine Verhinderungspolitik für Forschungsarbeiten auf anderen Gebieten betrieben, die nur aus einer Art religiöser Verblendung heraus erklärbar ist. Oder stecken andere monetäre oder politische Motivationen dahinter?
Die Väter des Automobils mit Verbrennungsmotor haben zwischen 1900 und 1910 ein großes Umweltproblem aus der Welt geschafft: die Verschmutzung der Städte mit Pferdemist, der tlw. sechsstöckig in Baulücken und auf sogenannten Rieselfeldern gelagert werden mußte und von dem große gesundheitliche Risiken für die Bevölkerung ausgingen. Nicht absehbar war damals, dass die Abgase der Fahrzeuge nach einigen Jahrzehnten Probleme machen würde – wer sagt, dass es bei den E-Mobilen nicht spätestens dann, wenn sie ihren Lebenszyklus beendet haben, zu ähnlichen, heute nicht erkennbaren Umweltproblemen kommt?
Es ist sicherlich weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll, Millionen bereits gebauter und gut funktionierender Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor vorzeitig zu verschrotten und durch neu zu bauende Elektroautos zu ersetzen. Insbesondere, da für diese die Rohstoffe unter tlw. umwelt- und menschenverachtenden Bedigungen gefördert werden müssen. Bei der politischen Diskussion wird mutwillig unterschlagen, dass der überwiegende ökologische Fußabdruck eines Fahrzeuges nicht während der 10 – 15 Jahre dauernden Betriebszeit, sondern durch die Produktion sowie die Abwrackung nach Ablauf der Lebensdauer entsteht.
Dabei wäre es sehr einfach, kurzfristig alle Fahrzeuge, die heute schon auf den Strassen bewegt werden, CO²- und damit nahezu klimaneutral zu betreiben. Die Technik zur Herstellung von synthetischen Triebstoffen, für die nur (Meer)Wasser und aus der Luft gewonnenes CO² benötigt werden, liegt vor und ist sofort einsetzbar. Auch die bereits vorhandene und bewährte Infrastruktur wie Pipelines, Tanklastwagen und Tankstellen kann hier ohne Änderungen verwendet werden; der kostenintensive Ausbau der Stromnetze für Ladestationen der E-Mobile würde komplett überflüssig und die Gefahr eines Blackout durch Netzüberlastung wäre zumindest stark reduziert.
Das immer wieder eingebrachte Gegenargument, daß die Herstellung zu energieintensiv sei, ist hinfällig, wenn die synthetischen Treibstoffe dort produziert werden, wo Wind, Sonne und Meerwasser im Überfluss vorkommen. Porsche und Siemens haben das erkannt und ein Pilotwerk in Südchile errichtet.
Für mich stellt sich die Frage, woher die Scheuklappen in der derzeitigen politischen und gesellschaftlichen Diskussion kommen. Wer hat etwas von der Beschränkung auf nur eine Technik, die sicherlich für einige Anwendungen im regionalen Bereich sinnvoll, für Transporte schwerer Güter über lange Strecken (z.B. unsere Vorkriegs-Wagen auf dem Trailer) aber bei weitem nicht ausreichend ist?
Es scheint unvorstellbar, ist aber wahr: Die Autoindustrie ist die Hauptlobby, die verhindert, dass synthetischer Kraftstoff in größeren Mengen auf den Markt kommt. Aus dem einfachen Grund, dass an einem neu zu bauenden Elektroauto um ein Vielfaches mehr verdient wird als an einem bereits auf der Strasse befindlichen Verbrenner. Frei nach dem Motto: Was interessiert mich das Fahrzeug, das ich gestern verkauft habe?
So, genug der Einleitung, nun zum
Gastbeitrag von Frau Barbara Kieslich, Präsidentin des Deutschen Automobil Veteranen Clubs (DAVC), über den Test mit dem BMW 327/8:
Als Cäcilie Bertha Benz 1888 mit dem von ihrem Mann Carl konstruierten Motorwagen von Mannheim nach Pforzheim fuhr, musste sie in der Stadtapotheke in Wiesloch einige Liter Ligroin kaufen, eigentlich ein Reinigungsmittel. Es diente für den 3 PS Einzylinder Motor als Kraftstoff!
Seit dieser Zeit gab es eine rasante Entwicklung bei den Kraftstoffen, von Kraftstoffen mit Bleizusatz, bleifrei, schwefelarm bis hin zum Bio-Kraftstoff mit Methanol-Beimischung. Viele der historischen Fahrzeuge vertragen diesen Bio-Kraftstoff nicht.
E-fuel hingegen ist ein rein synthetischer Kraftstoff, der mittels (grünem) Strom aus Wasser und CO2 durch Elektrolyse hergestellt wird. Das CO2 wird aus der Luft gewonnen und nur dieses CO2 wird bei der Verbrennung wieder freigesetzt, sodass der Verbrennungsvorgang völlig CO2-neutral abläuft.
In seinem chemischen Verhalten entspricht e-fuel dem Verhalten herkömmlicher Kraftstoffe. Der Vorteil: e-fuel kann transportiert und gespeichert werden wie herkömmliche Kraftstoffe, vorhandene Transportwege, auf denen bisher fossile Kraftstoffe transportiert wurden, können unverändert genutzt werden, Speicher können weiter genutzt werden und die Tankstellen als Infrastruktur vor Ort sind ebenfalls vorhanden.
Ein bisschen ist es derzeit so wie zu Zeiten von Bertha Benz: e-fuel steht noch nicht in ausreichender Menge zur Verfügung. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Mengen an Strom, die nötig sind, bei uns kaum oder nicht erzeugt werden können. An entsprechenden Standorten (zum Beispiel Südamerika, Afrika oder Australien) wäre die Erzeugung leicht und kostengünstig möglich. An diesen Produktionsstätten hapert es zurzeit noch. Porsche und Siemens sind gerade dabei, eine solche Produktionsstätte in Chile zu errichten.
Die Vorbehalte scheinen groß zu sein. Es sind jedoch nicht nur Vorbehalte, es ist vor allem eine nicht ausreichende Information in der Bevölkerung, eine einseitige Festlegung seitens der Politik auf Elektromobilität ausschließlich mit E Autos. Technologieoffenheit fehlt zum jetzigen Zeitpunkt in Deutschland, allerdings scheint sich gerade ein kleiner Wandel anzubahnen.
Ohne eine solche Offenheit verschläft Deutschland den Startzeitpunkt für den geforderten notwendigen Wandel. Was geschieht mit all den intakten Fahrzeugen, die derzeit mit Verbrennungsmotoren fahren? Sollen sie alle verschrottet werden? Sie alle könnten sofort CO2-neutral auf der Straße bewegt werden.
All dies waren Überlegungen, einen Praxistest mit e-fuels in einem historischen Fahrzeug durchzuführen.
Mit Unterstützung des ADAC ist es dem DAVC gelungen, e-fuel für einen solchen Praxistest zu erhalten. Wir haben diesen synthetischen Kraftstoff bei der 23. Großen Alpenfahrt 2022 des DAVC in einem zweitägigen Fahrtest in einem BMW327/8 eingesetzt. Der Ausgangspunkt der Alpenfahrt war Mils. Die Fahrt führte uns dann über den Brenner, den Jaufenpass, den Gampenpass und den Passo Tonale. Eine völlig CO2-neutrale Fahrt!
Der Fahrer des BMW, der sein Fahrzeug seit über einem Jahrzehnt gut kennt, konnte keinen Unterschied zwischen dem sonst getankten fossilen Kraftstoff mit 95 Oktan und dem aus den Kanistern nachgefüllten e-fuel feststellen. Es gab keinerlei Leistungsunterschied bei dem BMW 327/8, keine Dampfblasen, obwohl wir während der Fahrt Außentemperaturen von 35°C und mehr hatten und zum Beispiel auf dem Passo Vivione aufgrund der äußerst engen Straßenverhältnisse das Fahrzeug nicht immer unbedingt unter den Bedingungen fahren konnten, die für den Motor ideal gewesen wären. Der Verbrauch des 80-PS-Motors des BMW unterschied sich nicht von dem Durchschnittsverbrauch mit fossilem Kraftstoff.
Es sind keinerlei Änderungen an historischen Fahrzeugen notwendig, wenn diese mit e-fuel gefahren werden. Nicht zuletzt auch aufgrund der Reinheit des Kraftstoffs werden Dichtungsmaterialien, anders als bei sogenannten Bio-Kraftstoffen, nicht angegriffen. Der von der FIVA vorgegebene H Status bleibt für die Fahrzeuge voll erhalten.
Völlig unverständlich ist für uns die Veröffentlichung einer Studie mit der Überschrift: “e-fuels mit schlechter Umweltbilanz”. Im Design dieser Studie werden Elektrofahrzeuge mit Fahrzeugen, die mit einer Mischung aus e-fuels und fossilen Kraftstoffen betrieben werden, verglichen. Wer möchte mit diesen Fehlinformationen einer nicht korrekt angelegten Studie was verhindern?
Der Einsatz von e-fuel hat uns überzeugt!
e-fuel ist ideal für den Einsatz am Verbrennungsmotor der Vorkriegsfahrzeuge und Klassiker (wir gehen davon aus, auch für das moderne Alltagsauto mit Verbrennungsmotor). e-fuel ist in der Verbrennung CO2-neutral, könnte an jeder Tankstelle wie bisher die fossilen Kraftstoffe getankt werden.