Vom kulturellen Mehrwert des Berlinet und der Limousine bei der Vermittlung historischer Wahrnehmung

Generell sind sportliche Ausführungen von Coupés und Cabriolets als Oldtimer deutlich mehr geschätzt als zwei oder viertürige Berlinet-Limousinen-Ausführungen des technisch identischen Modells. Dies hat teilweise mit geringeren Stückzahlen und höherer Exklusivität, aber auch ganz profan mit schnittigeren Formen und Design zu tun.
Allerdings dürfte manche Limousine heute in deutlich geringeren Stückzahlen überlebt haben, als das weniger häufig gebaute, aber schon früh sammelwürdige Coupé mit ähnlicher Abstammung.

Wenn es aber um Vermittlung des mobilen Kulturguts geht, sind Limousinen in vielen Fällen in der Lage, das vermeintlich wertvollere Coupé oder Cabriolet zu schlagen. Dies aus zwei einfachen Gründen:

Erstens waren die populäreren Berlinet-/Limousinen-Ausführungen der Autos natürlich deutlich enger mit dem Leben der damaligen Gesellschaften verknüpft als seltene Sportausführungen.

Zweitens, und dies sei hier hervorgehoben, erlauben es Berlinets und Limousinen auch heute einer breiteren Bevölkerung noch, diese Kulturhistorie selber und intensiv mitzuerleben. Nämlich vom Passagiersitz aus, z.B. bei der in vielen Städten angebotenen “Nacht der Museen” im Zuge des “Rollenden Museums”.
Eine Limousine kann eben neben dem Fahrer auch heute noch drei, vier oder mehr Passagiere befördern und ihnen eine Zeitreise in die Vergangenheit ermöglichen.

Peugeot 402-Limousine bei der lange Nacht der Museen im März 2018 in Stuttgart
Peugeot 402-Limousine bei der lange Nacht der Museen im März 2018 in Stuttgart

Wie freudig dies in Anspruch genommen und genossen wird, kann jeweils in den langen Nächten der Museen verfolgt werden, wenn alte Autos zur Beförderung der Museumsbesucher von einem Ort zum anderen eingesetzt werden, wenn Vereine Ausfahrten mit behinderten oder betagten Personen organisieren oder aber auch, wenn bei Oldtimertreffen Passagierfahrten angeboten werden.

Eine Mitfahrt in einem Vorkriegs-Peugeot, im 50er Jahre 203 oder dem 404 aus den 1960ern ist eben deutlich eindrücklicher als das reine Betrachten von stehenden oder auch vorbeifahrenden Autos.

So wird Kultur vermittelt: Mit Berlinet und Limousine oftmals viel effizienter als mit den meist zweiplätzigen Cabriolets und Coupés.