Jean Edouard Andreau (1890 – 1953) – genialer Aerodynamiker

Der Name des am 17.11.1890 in Pontacq in den Pyrenäen geborenen Pioniers der Aerodynamik in Fahrzeugbau ist für immer mit dem werksintern bei Peugeot unter der Bezeichnung N4X laufenden Stromlinien – 402 “Andreau” verbunden.

Jean Edouard Andreau

Nach dem Ersten Weltkrieg und beendetem Studium gründete Andreau sein eigenes Ingenieurbüro in Bordeaux, wo er sich mit der Konstruktion von Stoßdämpfern und Federungssystemen für Automobile beschäftigte. Nachdem er Anfang der 1930er Jahre Direktor des Laboratoire Chausson in Paris wurde, das über einen eigenen Windkanal verfügte, setze er sich mit dem Thema der Aerodynamik auseinander.

Er entwickelte im Auftrag des Spirituosen-Fabrikanten Andre Dubonnet, der 1933 auch in die PKW-Produktion einstieg, diese bereits 1936 aber wieder einstellte, den “Dolphin“, der ein von einem V-8 Motor angetriebenes, mit 4 Seiten- sowie einer Fronttür versehenes aerodynamisches Einzelstück blieb.

Schnittzeichnung "Dolphin“
"Dolphin“ Seitenansicht
"Dolphin“ Heckansicht

1937 entstand – ebenfalls als Einzelstück – ein Delage-Coupe und während des 2. Weltkrieges der Matthis VL 333, von dem 6 Exemplare gefertigt wurden.

Delage D 8 mit Andreau-Karosserie
Delage D 8 mit Andreau-Karosserie
Mathis VL 333 - Prototyp im Jahr 1946
Mathis VL 333 – Prototyp im Jahr 1946

Sein bekanntestes Werk ist aber der Peugeot 402 “Andreau” Rekordwagen aus dem Jahr 1936, der auf dem Großserienmodell 402 von 1935 basiert. An der Technik – Tiefbettkastenrahmen, 4 Zylinder Motor mit 2000 ccm Hubraum und 58 PS, Reifengröße 165 x 400 etc. – wurde nichts verändert, der N4X erhielt jedoch das auch für die Serie verfügbare elektromechanische Cotal-4-Gang-Vorwahlgetriebe anstelle der üblichen 3 Gänge.

Spektakulär ist jedoch die Karosserie, wobei auch hier die Front gegenüber dem Serienmodell – von senkrechten seitlichen Luftschlitzen gegenüber den serienmäßig waagerechten abgesehen – nahezu unverändert blieb. Ab der A-Säule ändert sich allerdings praktisch alles – der Wagen ist mit knapp 5,10 Meter rund 25 cm länger als die Limousine. Eine dominante Heckflosse gibt ihm ein futuristisches Aussehen und das Heck läuft spitz zu wie bei einem Flugzeug.

Schnittzeichnung Peugeot 402 "Andreau"
Peugeot 402 "Andreau"


Der cw-Wert liegt bei auch heute noch spektakulären 0,28. Der Wagen war mit einer V/max von etwa 140 Kilometern rund 20 km/h schneller als das Serienmodell, wobei er mit knapp 10 Litern /100 Km etwa 30 % weniger Treibstoff als dieses verbrauchte.

Man hatte bei Peugeot vor, den N4X in größeren Serien zu verkaufen, wozu es allerdings wegen des Kriegsausbruchs nicht mehr kam. Außerdem lag wohl der Preis mit nur wenig unter 90.000 FF – und damit über 60 % mehr als die 35.000 FF, die für die Serienlimousine berechnet wurden – für eine größere Serie deutlich zu hoch. Der geplante Einbau des 8 Zylindermotors konnte wegen des Beginns des Krieges nicht mehr umgesetzt werden.

Letztlich blieb es bei 6 gebauten Exemplaren des N4X, von denen heute noch 3 bekannt sind. Zwei davon befinden sich im Besitz der Fa. Peugeot und eins bei einem namhaften privaten Sammler in Südfrankreich.

Nach dem Krieg beschäftigte sich Andreau auch mit alternativen Antriebssystemen. So entwickelte er u.a. den Enfield-Andreau-Rotor, dessen Idee seit 2004 wieder aufgenommen wurde.

Jean Andreau starb am 25.6.1953 im Alter von nur 62 Jahren.