Lederpflege – so behandeln Sie Ihre Lederausstattung richtig

Quelle: Dekra/WAC/Colourlock

Glänzendes Chrom, blankpolierter Lack und ein schnurrender Motor – ein gepflegter Oldtimer sieht nicht nur gut aus, sondern hört sich zudem angenehm an. Doch es kommt auch auf die inneren Werte an – und hier ist einmal nicht der Motor gefragt. Beschäftigt man sich zum ersten Mal mit der Reinigung und Pflege von Autoledern, so stellt man fest, dass das Thema komplexer ist als vorher angenommen.

Als Leder wird die durch den Gerbprozess irreversibel haltbar gemachte Haut von Tieren bezeichnet. Leder besteht aus Kollagenfasern, einem Eiweißkörper. Diese Fasern sind so stark miteinander verflochten, dass ein stabiles und reißfestes Material entsteht. Das gegerbte Leder besteht je nach Lederart, Gerbart und Färbung aus 45-75% Hautsubstanz (Kollagenfasern), 8-45% Gerbstoffen, 1-25% Fett, bis 3% Farbstoffen und Pigmentfarben und 8-15% Feuchtigkeit. Die Gerbstoffe verhindern den Zerfall des Leders, und die Rückfettung und die Feuchtigkeit machen das Leder geschmeidig. Leder kann problemlos gefärbt, mit Motiven geprägt und vernäht werden. Es ist ein edler, natürlicher und atmungsaktiver Rohstoff.

Seit die ersten Kutschen mit Motoren versehen wurden und damit zu Automobilen, Lastwagen und Bussen konvertierten, wird Leder in motorisierten Fahrzeugen verarbeitet.
Dabei waren es nicht nur die Sitze, die mit Leder bepolstert wurden. Es wurde ebenso als Gurt, Manschette, Verdeck, Persenning, als Oberflächenmaterial für Türverkleidungen, Lenkräder, Armaturenbretter oder sogar als Dichtung verarbeitet. Dabei wurde zu fast 100% Rindsleder verwendet, da es großflächig und extrem robust ist.

Lederausstattung im Peugeot 402 - seit etwa 20 Jahren in Gebrauch
Lederausstattung im Peugeot 402 – seit etwa 20 Jahren in Gebrauch

Autoleder sind heute zu 99,9% oberflächengefärbte, einfarbige Glattleder. Das sind Leder, bei denen eine Farbschicht die Oberfläche abschließt. Bis in die 1960er Jahre waren die Autoleder pflanzlich gegerbt, in den letzten Jahrzehnten hat sich aber chrom- bzw. synthetisch gegerbtes Leder durchgesetzt. Die modernen Gerbarten sind preiswerter und es können weichere Lederarten gefertigt werden.
Auch wenn fast alle Leder einfarbig und oberflächengefärbt sind, so gibt es trotzdem eine große Varianz. Leder kann neu oder uralt sein, matt oder glänzend, perforiert oder geprägt oder mit Ziernähten versehen sein. Manche Leder sind schmutzige Scheunenfunde und verhärtet und trocken. Andere sind picobello sauber und perfekt gepflegt. Bei der Reinigung und Pflege ist die Gerbart nicht entscheidend, sondern das Alter und der Zustand des Leders.

Wenn die Lederausstattung so aussieht, hilft nur noch ein komlette Erneuerung
Wenn die Lederausstattung so aussieht, hilft nur noch ein komlette Erneuerung

Leder braucht regelmäßig Pflege

Niemand ist dazu verpflichtet, aber für die Langlebigkeit eines Lederinterieurs ist es wichtig, das Leder regelmäßig zu pflegen. Auch wenn die Außenflächen von Fahrzeugen Regen, Frost und Sonnenstrahlung in größerem Maße ausgesetzt sind, bleibt die Sitzgarnitur im Wageninnern nicht von Verschmutzungen und Abnutzung verschont. Abrieb von Kleidung beim Ein- und Aussteigen, Ausbleichung und Kontakt mit Schweiß sind die gängigsten Ursachen dafür, dass die Oberfläche mit der Zeit stumpf wird. Handschweiß setzt Lenkrädern, Schaltknäufen und Haltegriffen zu.
Leder trocknet mit der Zeit aus und wird spröde. Daher benötigt es fettende Substanzen, um die Geschmeidigkeit zu erhalten. Pflegemittel sorgen für eine ausreichende Rückfettung und machen die Oberfläche geschmeidiger, was wiederum das Auftreten von Verschleißspuren mindert.

Generell ist der schonende Umgang mit Leder die beste Pflegevoraussetzung. Wer es verschmutzen und verspröden lässt, es permanent der Mittagssonne bei offenem Verdeck überlässt und Getränkekästen über die Polster schiebt, muss Leder als Verschleißmaterial verstehen und früher in einen Neubezug investieren. Bei schonendem Umgang und regelmäßiger, aber nicht übermäßigen Reinigung und Pflege kann man mit einer sehr langen Lebensdauer rechnen.

Die gute und ausgiebige Pflege der Lederausstattung ist zwar etwas zeitintensiv, jedoch keinesfalls ein Hexenwerk. Liebhaber einer „liebevollen Abnutzungspatina“ können das Material ebenso gut pflegen wie Freunde des „Wie-Neu-Looks“ – und bekommen die jeweils gewünschte Optik.

Eine gut gepflegte Lederausstattung erhöht den Wert des Fahrzeugs
Eine gut gepflegte Lederausstattung erhöht den Wert des Fahrzeugs

So pflegen Sie richtig: bis in jede Ritze

Ein Test, den Sie bei unbekannten Ledern auf jeden Fall durchführen sollten, ist der Wassertropfentest. Zwar sind fast alle Leder mit einer schützenden Farbschicht versehen, aber manche Leder sind offenporig (Anilinleder, Rauleder) und dadurch sehr empfindlich beim Kontakt mit Flüssigkeiten. Daher immer erst einen Tropfen Wasser im verdeckten Bereich verreiben und schauen, ob er einzieht oder abperlt. Bei einziehenden Tropfen sollte man zuerst einen Lederexperten um Rat bitten. Schnell wird das Leder durch eine falsche Reinigung fleckig und hart. Perlt der Wassertropfen ab, ist das Leder problemlos mit wässrigen Reinigern zu säubern.

Egal, ob Sie beim Leder Ihres Oldtimers die altersbedingte Patina beibehalten wollen, die Abnutzungsspuren erhalten bleiben oder die Sitze aussehen sollen wie neu – der Anfang jeder Lederpflege ist stets gleich: Die Sitzflächen müssen gründlich gereinigt und abgesaugt werden. Kleine Schmutzpartikel können sonst im weiteren Verlauf der Pflege die Oberfläche beschädigen. Um den Schmutz aus jeder noch so kleinen Spalte und engen Ritze des Ledermaterial zu entfernen, bietet sich eine Reinigung mit Druckluft an. Tipp: Mit einem weichen Pinsel und Staubsauger kann der versteckte Dreck auch aus den Sitzfalten geholt werden.

Achten Sie bei der weiteren Säuberung unbedingt darauf, ein möglichst mildes Reinigungsmittel zu verwenden und das Leder nicht nass zu machen. Pflanzlich gegerbtes Leder ist sehr wasserempfindlich, weshalb vor allem mit feuchten (nicht tropfenden und nassen!) Schwämmen, Baumwolltüchern und Schaum gesäubert werden sollte. Reinigungsmittel dürfen zudem keinesfalls direkt auf das Material gegeben werden, sondern sollten stets mit Schwamm oder Lappen aufgetragen werden. Und weniger ist mehr: Reinigungsmittel sind sehr effektiv und werden nur in kleinen Mengen benötigt – wenige Tropfen reichen daher aus. Auch sollte man das Leder niemals in der prallen Sonne reinigen.

Um sicherzugehen, dass das Mittel keinen Schaden am Leder anrichtet, bzw. es das richtige Reinigungsmittel ist, testen Sie es am besten an einer ungesehenen Stelle der Garnitur. Löst sich der Schmutz aus dem Material und zeigt sich auf dem Lappen, ist alles in Ordnung. Das Leder wird nun mit kreisenden Bewegungen und unter wenig Druck gesäubert.
Sobald der Schaum auf der Oberfläche ist, kann neben Schwamm und Tuch auch mit Bürsten gearbeitet werden. So können beispielsweise die engen Stellen in den Nähten und Sitzzwischenräumen mit einer weichen Zahnbürste gesäubert werden.

Bei der Reinigung und Pflege sollte immer von Naht zu Naht gearbeitet werden. Das verhindert sichtbare Übergänge.. Aber Achtung: Reinigen Sie keinesfalls die gesamte Sitzfläche auf einmal, sondern arbeiten Sie sich mit kleineren Flächenabschnitten vor. Denn der schmutzige Schaum muss zügig von der Lederoberfläche entfernt werden und darf nicht einziehen. Am besten eignen sich hierfür Frottee-Tücher.

Lederausstattung Peugeot 402

Nächster Schritt: Lederpflege, bis es glänzt

Woran erkenne ich überhaupt die Notwendigkeit einer Pflege? Neue Fahrzeuge oder Oldtimer, bei denen die Lederausstattung erneuert wurde, haben ein fabrikneues Leder. Neue Leder benötigen normalerweise keine Pflege, da der Gerber sein Bestmögliches getan hat. Helle Neuleder neigen aber manchmal zu Jeansabfärbungen, und oft benutzte Fahrzeuge neigen zu Verschleißerscheinungen. Es gibt eine Versiegelung für Neuleder, die diese Probleme reduziert. Es reicht, die Leder Versiegelung nur im Kontaktbereich aufzutragen, da der Schutz auch nur für solche Flächen von Bedeutung ist.

Bei älteren Ledern muss man genauer hinschauen. Ein tadelloses altes Leder sollte alle 6 bis 12 Monate sparsam gepflegt werden, um diesen Zustand zu erhalten. Ist ein Leder steif, stumpf und fühlt sich trocken an, liegt die Vermutung nahe, dass ein Pflegemangel vorliegt. Eindeutige Kriterien gibt es nicht, aber wenn man das Leder verschiedener Fahrzeuge anfasst und vergleicht, bekommt man schnell ein Gefühl dafür, wie gut es dem Leder geht.

Klassische Lederpflegemittel reichen vom Lederfett, Lederöl, Lederbalsam bis zur Pflegemilch. Öle und Fette sind pure Produkte und daher stark rückfettend. Für eine normale Pflege sind solche Produkte überdosiert. Ein Balsam oder eine Pflegemilch sind Emulsionen mit Wasser. Ohne besonderen Anlass sind die rückfettenden Stoffe darin ausreichend dosiert, um das Fahrzeugleder geschmeidig zu halten.

Soll die „abgenutzte“ Patina im Leder erhalten bleiben, kann im nächsten Arbeitsschritt mit einem Lederpflegemittel fortgefahren werden. Auch hier empfiehlt es sich, das Produkt nicht direkt auf die Oberfläche zu geben, sondern mit einem Schwamm aufzutragen und einzureiben. Diese Pflegemittel geben dem Leder Weichmacher und Nährstoffe zurück, die dem Material mit der Zeit entzogen wurden, regenerieren es, und machen es widerstandsfähiger gegenüber Umwelteinflüssen.

Für eine Optik „wie neu“ kommen noch ein paar Arbeitsschritte hinzu. Auch hier muss das Leder zuvor gründlich gereinigt werden. Poröse Farbschichten sollten anschließend zunächst mit einem Schleifpad geglättet werden – es darf aber nicht zu grob sein! Eine feine 600er-Körnung ebnet das Material ausreichend. Da die Oberfläche mit einer Tönung bearbeitet wird, um die Farbe des Sitzes wieder aufzupeppen, müssen anhaftendes Wachs und Pflegemittelreste entfernt werden. Geeignet hierfür ist Feuerzeug- oder spezielles Lederreinigungsbenzin, das mit einem flauschigen Baumwolltuch auf der Sitzfläche aufgetragen wird. Flüssigleder aus der Tube kann zudem kleinere Ritze in der Garnitur auffüllen.

Nach nochmaligem Absaugen kann mit dem Tönen des Leders begonnen werden – am besten mit einem kleinen Schwamm und in kleinen kreisenden Bewegungen. Auch hier ist Achtung geboten: Tragen Sie nicht zu viel Tönung auf einmal auf, das Leder könnte so zu nass werden. Um eine optimale Deckung und Sättigung zu erreichen, empfiehlt es sich, mehrere Schichten aufzutragen. Zwischendurch kann die Tönung mit einem Föhn getrocknet werden.

Lederausstattung Peugeot 402

Lederpflege auch an anderer Stelle

Neben den Sitzen gibt es weitere Stellen im Wageninneren, die Pflege benötigen, auch wenn sie weitaus weniger beansprucht werden als die Sitzflächen. Die Türverkleidung zeigt im Vergleich zu anderen Oberflächen deutlich weniger Abnutzung auf, Schmutz kann sich aber auch hier ansammeln. Hier sollte ebenfalls zunächst mit dem Staubsauger der lose Staub und kleinere Partikel entfernt werden. Besonders in den Übergängen zwischen der Lederverkleidung und anderen Applikationen oder Türgriffen sammelt sich mit der Zeit immer mehr Dreck – hier empfiehlt sich eine Reinigung mit Pinseln oder Bürsten.

Nach der gründlichen Säuberung dieser Stellen wird auch auf dieser Lederoberfläche Reinigungsmittel aufgetragen. Die Prozedur wird dann weitergeführt, wie bei der Reinigung und Pflege der Ledersitze. Es gilt, dass diese Stellen des Wagens ebenfalls regelmäßig gepflegt werden sollten – selbst, wenn sie sauberer wirken als beispielsweise die Sitze.

Nach einer gründlichen Reinigung und Pflege ist die Oberfläche der Ledergarnitur wieder griffig, glänzt matt, fühlt sich fest an und Trockenrissen sowie Aufbrüchen wurde vorerst entgegengewirkt. Nun erstrahlt auch der Innenraum Ihres Oldtimers im alten Glanz und Sie können sich bei Ihrer nächsten Spazierfahrt wieder entspannt zurücklehnen.