Anhängerkupplung für Vorkriegswagen

Peugeot 402 mit Wohnwagen
402 mit Wohnwagen wohl in den 1950ern

Gelegentlich ist es ganz praktisch, wenn man mit dem Oldtimer etwas ziehen kann, auch wenn die Motorleistung für schwere Hänger meist nicht ausreichend ist.

Von Matthias Kremer habe ich zu diesem Thema folgende Anfrage erhalten:

Hallo Michael,

ich hoffe, die Gemeinde kann helfen, würdest Du das bitte verteilen?

Ich möchte eine Anhängerkupplung an meinen 201er bauen, um damit eventuell einen 250-kg-Mikro-Wohnwagen (wie z.B. für BMW Isetta) zu ziehen. Schöne Bilder zu Vorkriegscamping mit Wowa gibt es ja auf der Homepage 🙂

Unsere Freunde aus Be/Ne/Lux/Fr habe ich noch nicht gefragt, die sind da schmerzfrei, die bauen sich AHKs selber ohne Eintragung, und ziehen damit auch Bauanhänger.

Gibt es ein Mitglied mit einem 201er mit Anhängerkupplung? Oder 301 (Rahmen sollte am Heck doch ähnlich sein denke ich)? Oder wenigstens eingetragener Anhängelast im Fahrzeugschein? Hat jemand Kontakte zu einem AHK-Sonderanfertiger?
Auch wenn mein TÜV-Mann recht liberal ist, an dem komme ich in D ja nicht vorbei.
Danke und viele Grüße
Matthias

Erfreulicherweise kamen viele Tipps von unseren Mitgliedern, die ich im Folgenden aufliste; ganz am Schluß finden Sie dann den Erfahrungsbericht von Matthias Kremer incl. Konstruktionszeichnung und Fotos des 202 mit AHK.

Ich selbst habe eine originale Hängerkupplung am 402, der mit 60 PS und 2 Liter Hubaum deutlich stärker ist als der 201. Als ich den Wagen im Jahr 2004 erstmals in Deutschland zulassen wollte, mußte ich darum kämpfen, dass sie dranbleiben konnte, obwohl ich damit gar nichts ziehen will. Ich mußte eine aktuelle Stromversorgung legen etc.
Eingetragen wurden dann letztlich 400 Kilo beschränkt auf “zum Rangieren”. M.E. liegt das daran, dass die Peugeots die spezielle Bugatti-Erfindung der 1/4-eliptischen Federung hinten haben. Lt. Ansicht des deutschem TÜV kann man damit nichts ziehen.
Daher sollte man auf jeden Fall vorher mit dem zuständigen TÜV reden, bevor man größere Arbeiten dazu am Auto beginnt. Ich bin mir nicht sicher, ob man aktuell überhaupt noch eine Eintragung benötigt. Zug- und Stützlast muß aber auf jeden in den Papieren stehen. Die Kupplung benötigt dann eine ABE, was schwierig werden dürfte.
Viele Grüße
Michael Kreuz

Rangieren des Trailers mit einem Peugeot 402
Rangieren des Trailers, mit dem der 402 gezogen wurde, beim IAPM 2021

Danke für die Anfrage, das beschäftigt mich auch immer wieder. Ich habe aktuell einen 403 und einen 1954er Plymouth Belvedere, die ich auch mit einer AHK ausrüsten will. Leider gibt es dazu auch keinerlei Angaben.
Ich habe hier in Zürich beim zuständigen Strassenverkehrsamt angefragt; in der Schweiz sind die Vorschriften wahrscheinlich am strengsten in Europa. Der Herr sagte mir am Telefon, da hätten sie keine Angaben mehr. Einzige Vorschrift: An der AHK muss eine Herstellerplakette sein und das Gewicht des Anhängers solle das Fahrzeuggewicht nicht überschreiten. Eigentlich recht locker, was mich überraschte. Mittlerweile dürfen wir ja auch in der Schweiz mit fast allen Anhängern 100km/h fahren.
Ich habe vor einigen Jahren einige alte AHK’s aus dem Alteisen gezogen, nur wegen den Plaketten. Ich werden mir wohl auch selber was zusammenschweissen und eine der Plaketten aufnieten. Könnte mir vorstellen, dass das in D ähnlich sein wird.
Freundliche Grüsse
Fredi Vollenweider

Hallo,
damals gab es noch keine Typprüfung. Entweder man baut die Kipplumg komplett selber oder macht eine Art Anhängebock und nimmt einen Haken mit Typprüfung.
Der Prüfer muss nachweisen, dass es das Ding nicht so gab. Also zeitlich passendes Material verwenden.
Ich denke, wenn er nicht neben sich steht (erfahrener älterer Prüfer mit Oldtimer-Fabel), wird er dann auch, falls er es als notwendig erachtet, eine Anhängelast eintragen.
Grüße
Peter Rudolph


Hallo,
es reicht in Deutschland eine EU Zulassung für die AHK. Eingetragen wird sie seit Jahren nicht mehr.
Ich habe zum Beispiel an einem Morris Minor eine AHK von einem irischen Schlosser. Diese AHK hat eine EU Zulassung. So etwas gibt es vielleicht auch für den Peugeot.
Gruß Peter Hahn

Hallo,
wir haben an unseren 201 eine Kupplung vorgesehen und bauen uns nächstes Jahr eine für eine Stützlast von ca 40 Kilo. Wir gehen davon aus, dass der Wagen nicht mehr verkraften kann, lieber vorsichtig…
Anhängen wollen wir ein Contructem Coral, der ca. 600 kg Leergewicht (gebremst) hat, bzw. einen offenen Kasten (ca. 350 kg, ungebremst).
Eine Eintragung ist nach EU-Recht unseres Wissen nach bei zugelassenen Fahrzeugen nicht mehr notwendig.
Falls jemand Interesse hat, können wir auch eine Kupplung bauen.
Grüße
Plastique Bertrand
John Gummersbach

Guten Abend,
meines Wissens gibt es in Deutschland für Vorkriegsfahrzeuge bis zu einem bestimmten Baujahr, das ich leider nicht genau benennen kann, keinerlei Vorschriften bzgl. Anhängezugvorrichtung. Ein Typschild o.ä. wäre damit nicht erforderlich, die Eintragung von Lasten eben sowenig.
Damals gab es keine AHKs “von der Stange”; wer eine brauchte ließ sie sich bauen oder tat dies selbst. Die Kupplung sollte natürlich jemand bauen, der weiß was er tut.
Wenn man denn unbedingt will, sollte sich für eine Zuglast unter ca. 400 kg dennoch ein Prüfer finden, der das einträgt, saubere und stabile Montage vorausgesetzt. Ein wohlwollender und kompetenter (!) Prüfingenieur wird das unter Zuhilfenahme seiner Vorschriftenliste sicher möglich machen.
In der Fiat 500- Szene haben sich mehrere Leute Kupplungen selbst gebaut. Aufgrund des Baujahres der Fahrzeuge (1957-1975) müssen diese eingetragen werden, was auch des Öfteren gemacht wurde. Es wird nur immer schwerer, kompetente Tüffis zu finden, die sich an Einzelabnahmen herantrauen.
Beste Grüße
Andreas Rinnbauer

Soweit die Infos, die von den Mitgleidern kamen. Folgend jetzt der Erfahrungsbericht von Matthias Kremer:

Hallo Michael,
danke für die vielen Zuschriften!

Mit den Infos habe ich meinen Prüfer angesprochen. Er ist oldtimerfreundlich, hat mir beim W116 schon einiges eingetragen, und hat wohl selbst einen Dixie.

Er meinte, da der Wagen einen Rahmen hat wäre es doch am Einfachsten,
eine Universal-AHK für LKW/Wohnmobil mit E-Zeichen zu nehmen und zu adaptieren.
Angetrieben durch momentan viel Freizeit, Furcht vor verschleppten/einschlafenden Projekten, und dem “warmgefahrenen” Prüfer, bin ich das Projekt zügig angegangen. Vorweg, ja es gibt bestimmt schönere Lösungen, aber das Ziel war überhaupt erstmal eine AHK unter ein Vorkriegsauto mit TÜV-Segen zu bekommen.

Die Schwierigkeit bei mir ist das herunterklappende Ersatzrad, da muss ich tief und lang drunter her, und dann mit dem Kugelkopf wieder sehr weit hoch auf 38 cm.
Mit filigranen Schwanenhälsen konnte ich Länge und Höhe leider nicht überwinden,
aber mit einem Baukastenmodell von AHK-Onlineshop aus Polen.

Fehlende Maße habe ich beim Händler angefragt, dann ein 1:1 Holzmodell gebastelt und mit dem Prüfer besprochen. Mit seinem Go habe ich dann endgültig alles Material bestellt und druntergebaut.
Eigenbau waren lediglich die zwei C-förmigen seitlichen Adapterplatten aus 10mm Baustahl, diese sollten dieselbe Materialstärke haben wie die AHK-Teile.

Gestern war die Abnahme, nach viel Messen, Bremsentest, Fotos, Fragen…
habe ich nach 1,5 Stunden für 180 € die Einzelabnahme bekommen. Die Materialkosten liegen bei 450,– €.

29 kg Mehrgewicht (nur 3% von 970 kg)
400 kg ungebremst,
75 kg Stützlast falls mal Fahrräder (auf der Deichsel) mit sollen,
dafür wurde das zul. Gesamtgewicht von 1300 kg auf 1350 kg erhöht damit es rechnerisch passt.

Nun werde ich noch an der Optik etwas machen, überflüssige Bohrungen verschließen, Ecken etwas abrunden etc.

Anbei ein paar Bilder

Nochmal Danke und schöne Feiertage an alle!
Matthias

Anhängerkupplung Peugeot 201
Anhängerkupplung Peugeot 201